20. Oktober 2013

Wochenbericht für die 8. Woche (KW42)

Etappen:
Ceuta - Fnideq - Tanger - Tarifa

Bereiste Länder:
Deutschland - Frankreich - Spanien - Gibraltar - Marokko

Nach einer guten Stunde Fahrt mit der Schnellfähre für die 21 km durch die Straße von Gibraltar betrat ich in der spanischen Exklave Ceuta afrikanischen Boden. Ceuta war mit Rad schnell besichtigt, da es ja nur eine Fläche von ca. 20 km² hat. In Spanien hatte ich mich lange genug aufgehalten, mich reizte nun vielmehr Marokko. Radeln wollte ich eigentlich nicht mehr, aber es gab keine Verbindung von Ceuta nach Tanger. Es fuhren lediglich Busse bis zur Grenze, ab dort gab es marokkanische Taxen, die jedoch 50 € für eine Fahrt nach Tanger verlangten. Der Grenzübertritt war absolut krass: Eben noch in "Europa" und ein paar Schritte weiter mitten im Orient.

Ich entschied mich für eine Übernachtung im Grenzort Fnideq und wollte am nächsten Tag mit dem Bus ins ca. 100 km entfernte Tanger. Da hatte ich aber Pech, der Bus war voll und es fuhr sowohl an diesem als auch am nächsten Tag kein Bus mehr. Es war der Tag vor dem grössten islamischen Festtag, dem Opferfest "Eid al Adha" und viele fuhren zu Ihren Familien. Die Taxen verlangten nun schon 60 € für eine Fahrt, was volle Abzocke war. Zwei sehr freundliche Araber halfen mir letztendlich und besorgten mir einen Taxiplatz für 7 € , die sie mir sogar spendierten. Es war eine abenteuerliche Fahrt in einem alten Daimler mit 6 Erwachsenen und Fahrrad auf dem Dach. In Tanger angekommen, fuhr ich Richtung Altstadt. Dort hängte sich sofort ein junger Mann an meine Fersen und wollte mir ein Hotel zeigen. Es war sauber und günstig, mitten in der Medina neben einer Moschee. Er machte mir unterwegs ständig die nettesten Komplimente, sicherlich seine erfolgreiche Masche bei alleinreisenden Touristinnen, um etwas von deren Geld locker zu machen.

Ich machte ihm klar, dass dies sehr unpassend ist, da er so alt wie mein jüngster Sohn sei, ich ihn aber gerne für ein paar Stunden zu einem Festpreis als Guide nehmen würde. Er hat es letztendlich kapiert und mir die Medina und Kasbah von Tanger gezeigt. Danach waren wir in einem guten typisch marokkanischen Restaurant essen. Die Nacht war kurz. Um 4.50 Uhr rief der Imam der benachbarten Moschee über Lautsprecher zum Gebet auf, ich fiel fast aus dem Bett. Im Hafen lehnte ich die aufdringliche Hilfe beim Ticketkauf ab. Das bezahlte ich damit, dass ich eine Fähre später nehmen musste, da ständig Reisepässe vorgezogen wurden, natürlich gegen Zahlung von "Trinkgeldern". Money makes the world go round = Geld regiert die Welt.

In Tarifa angekommen endete meine lange Reise und ich freue mich schon, nächste Woche meine Familie und Freunde wiederzusehen.

Mit dem Fahrrad zu reisen, hat mich begeistert. Man ist langsam genug, um Land und Leute kennenzulernen, aber auch schnell genug, um größere Distanzen zurücklegen zu können. Unabhängig von Fahrplänen fühlt man sich frei wie ein Vogel. Es war ein grossartiges Erlebnis, welches ich natürlich nicht in diesen kurzen Wochenberichten beschreiben kann.

Ich danke Barbara Sobtzik und meinem Christopher für die tägliche Aktualisierung der Spenderliste. Auch wenn ich jetzt nicht mehr radele, wünsche ich euch trotzdem noch ein wenig Arbeit.

Mein letztes Wort richte ich an Michael Huhn: Du hast über Monate an dieser Internetseite gearbeitet und die letzten 8 Wochen täglich ein Bild oder einen Bericht eingespielt. Das war neben deinem Job eine zusätzliche Verpflichtung. Ohne Dich wäre dieses Projekt niemals so erfolgreich gewesen.